Mykola Ridnyi

Seacoast (2008)

Mykola Ridnyis Video wurde 2008 an der Schwarzmeerküste gedreht – zu einer Zeit, als nur wenige vorausgesagt hätten, dass die Region in einen brutalen Angriffskrieg verwickelt werden würde. Es zeigt einen statischen Horizont – punktiert von den Silhouetten einiger Fischer –, eine ruhige Bildfläche, die von Zeit zu Zeit von Quallen, die auf den Boden aufprallen, unterbrochen wird.

Die Hauptassoziation ist das Geräusch von Bombenabwürfen, erzeugt durch Tonaufnahmen eines Düsenflugzeugs. Das Video vermittelt die Unbeständigkeit und Relativität des Friedens und zeigt, wie schnell und leicht militärische Aggressionen eskalieren können. Es ist eine Reaktion auf den unerwarteten Angriff Russlands auf Georgien im Jahr 2008, der angeblich der Verteidigung der separatistischen Republiken Abchasien und Südossetien diente.

Dieser kurze Krieg fand sechs Jahre vor der Annexion der Krim statt – und vierzehn Jahre vor der großflächigen Invasion der Ukraine. Heute erscheint er als präziser Hinweis darauf, wie der aktuelle Krieg sich zuerst in der Ferne bemerkbar machte, übertragen auf eine Sommeridylle.

Mykola Ridnyi (1985, Charkiw, Ukraine) ist ein Künstler, Bildhauer, Filmemacher und Kurator. Seine Performances, Installationen, Skulpturen und Kurzfilme reflektieren die sozialen und politischen Realitäten der heutigen Ukraine. Er hat 2005 die Gruppe SOSka mitgegründet, ein Kunstkollektiv, das zahlreiche Projekte in Charkiw kuratiert und organisiert hat. Seine Arbeiten wurden in Ausstellungen und auf Filmfestivals gezeigt, darunter die transmediale, Berlin (2019), das 35. Kasseler Dokfest (2018), The Image of War in der Bonniers Konsthall, Stockholm (2017), All the World’s Futures auf der 56. Biennale von Venedig (2015), The School of Kyiv – 1. Kyjiwer Biennale (2015) und andere Orte.

SD-Video, Stereoton, 1′, in Schleife