Rajkamal Kahlon

Unstable Vision (2012)

Die rassistischen Theorien des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts verlangten nach sichtbaren Beweisen für ihre angebliche wissenschaftliche Grundlage. In ihrer Arbeit untersucht Rajkamon Kahlon, wie Bilder in diesen Prozess eingebunden waren. Sie befasst sich mit dem Fotoarchiv des deutschen biologischen Anthropologen Egon von Eickstedt, einem der führenden Vertreter der NS-Rassenlehre.

Im Jahr 1924 reiste Eickstedt nach Indien, um die Adivasi – indigene Stammesgemeinschaften, die acht bis neun Prozent der indischen Bevölkerung ausmachen und deren Vorfahren möglicherweise schon in Indien lebten, bevor andere dorthin zogen – zu vermessen, zu fotografieren und zu studieren. Eickstedt fertigte auf seinen Reisen über 12.000 Fotografien an, die er zum „Beweis“ seiner rassistischen Theorien verwendete.

Kahlons großformatige Grafitzeichnung stellt Eickstedts Körper in einem Tropenanzug dem Kopf eines Mannes gegenüber, den er fotografiert hat, und verschmilzt so das Bild des Kolonisators mit dem des Kolonisierten.

Rajkamal Kahlon (1974, USA) ist eine Künstlerin, deren forschungsbasierte Praxis an der Schnittstelle von Visualität, Gewalt und Kolonialgeschichte angesiedelt ist. Kahlon schlägt Malerei als Strategie der Rehabilitation und radikalen Pflege vor und eignet sich Archivmaterialien an, deren Narrative und rassistische Subtexte sie hinterfragt. Ihre Arbeiten wurden international auf Biennalen ausgestellt, darunter die Taipei Biennale 2012; Meeting Points 7, Wien; und die 2. Industrial Biennial, Labin; sowie in Museen, darunter das Haus der Kulturen der Welt, Berlin; das Museum für zeitgenössische Kunst Antwerpen; das Museum für Moderne Kunst in Warschau; und das Museo Universitario de Arte Contemporanéo, Mexiko-Stadt. Ihre jüngsten großen Einzelausstellungen fanden im Weltmuseum Wien (2017–19) und in der MEWO Kunsthalle, Memmingen (2019), statt. Zukünftige Einzelprojekte sind bei Framer Framed, Amsterdam (2022), und im Kunstverein Konstanz (2022) geplant. Sie lebt in Berlin.

Mixed-Media-Installation


Mit freundlicher Unterstützung der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika in Wien