Willem de Rooij

King Vulture (2022)

Willem de Rooijs Installation King Vulture besteht aus vier gemalten Kopien von Fotos, die vom Künstler bei Yaohui Zhu und seinem Team beim Yunxi Art Studio in Dafen, China, in Auftrag gegeben wurden. Die Originalfotos zeigen Werke des niederländischen Malers Jan Weenix (ca. 1640–1719) aus dem 17. Jahrhundert mit dem Motiv eines Königsgeiers. Dieser Aasfresser war in Europa erstmals zu sehen, nachdem er aus Kolonien in Nordbrasilien und Surinam eingeführt worden war. Weenix stellt diesen Vogel als exotisiertes Andere dar, das in fiktiven Kulturlandschaften schwebt, umgeben von anderen importierten Tieren, aber auch von solchen, die in den Niederlanden heimisch waren.

Der Kontrast zwischen Realität und Fiktion, zwischen dem Lokalen und dem Exotischen in diesen Bildern veranschaulicht die moralischen, politischen und künstlerischen Manöver einer jungen Republik, die auch eine Kolonialmacht war. Seit mehr als einem Jahrzehnt forscht De Rooij über Weenix, dessen Cousin Melchior d’Hondecoeter (1635–1695) und ihren Schüler Dirk Valkenburg (1675–1721).

Seine Analyse ihrer miteinander verbundenen Werke erzählt nicht nur die Geschichte der ikonografischen Förderung der Macht im niederländischen Kolonialreich, sondern auch eine Geschichte des Austauschs zwischen den Generationen und der gemeinsamen Autorschaft. Man könnte annehmen, dass es programmatische und wirtschaftliche Überschneidungen zwischen den niederländischen Malereiwerkstätten des 17. Jahrhunderts, mit ihrer üblicherweise hohen und vielseitigen Produktion, und den heutigen Praktiken in Dafen gibt. De Rooij hinterfragt durch die Überlagerung und Ausstellung verschiedener Reproduktionstechniken die zeitgenössische Ethik des Eigentums und der Leihpolitik von öffentlichen Sammlungen.

Willem de Rooij (1969, Beverwijk, Niederlande) untersucht die Produktion, Kontextualisierung und Interpretation von Bildern mithilfe einer Vielzahl von Medien. Aneignungen und Kollaborationen sind grundlegend für De Rooijs künstlerische Methode, und seine Projekte haben neue Forschung in Kunstgeschichte und Ethnografie angeregt. De Rooij ist seit 2006 Professor für bildende Kunst an der Städelschule, Frankfurt, und seit 2015 Berater an der Rijksakademie, Amsterdam. Im Jahr 2016 war er Mitbegründer des BPA// Berlin Program for Artists und wurde Mitglied der Königlich Niederländischen Akademie der Künste und Wissenschaften. Im Jahr 2004 war er Robert E. Fulton III Fellow an der Harvard University und 2006 DAAD-Stipendiat in Berlin. Zusammen mit Jeroen de Rijke, mit dem er von 1994 bis 2006 zusammenarbeitete, vertrat er die Niederlande 2005 auf der Biennale von Venedig.
Zu seinen jüngsten Einzelausstellungen zählen: Portikus Frankfurt (2021), Delgosha Gallery, Teheran (2021), Kunstwerke Berlin (2017) und Consortium, Dijon (2015). Zu den jüngsten Gruppenausstellungen gehören: Bundeskunsthalle, Bonn (2022); MAIIAM, Chiang Mai (2021); Museum of Contemporary Art, Busan (2021); John Hansard Gallery, Nottingham (2020), BDL Museum, Mumbai (2019) und das Hammer Museum, Los Angeles (2018). De Rooijs Werke befinden sich in den Sammlungen des Stedelijk Museum, Amsterdam; MUMOK, Wien; Hamburger Bahnhof, Berlin; Centre Pompidou, Paris; MOCA, Los Angeles, und MOMA, New York.

Vier Gemälde von Yaohui Zhu und seinem Team für das Yunxi Art Studio, Dafen, Öl auf Leinwand


In Auftrag gegeben und produziert von steirischer herbst ’22

Mit großzügiger Unterstützung des Mondriaan Fund und des Instituts für Auslandsbeziehungen