Josef Dabernig

Pastry Friday (2022)

Eine bedrohliche Atmosphäre durchzieht die Filme von Josef Dabernig, auch seinen neuesten. Er zeigt einen kleinen, lichten Moment im gleichförmigen Alltag, der irgendwo in Mitteleuropa von Hochhäusern überschattet wird – eine Landschaft, deren Infrastruktur und Bewohner:innen langsam unter dem Druck eines schweren Lebens zerbröckeln.

An einem solch abweisenden Ort treffen sich Leute zu Kaffee und Kuchen in einer Konditorei. Vor der Tür stehen nicht nur Kinderwagen, sondern auch Rollatoren von Rentner:innen, die sich an einem Freitagnachmittag mit Menschen aller Generationen treffen. Die Filmmusik entwickelt sich zu Nahaufnahmen von Armen, Händen und Gesichtern der Protagonist:innen, mit Schnitten zu den verführerischen Mehlspeisen – Momente der Grenzüberschreitung, die aus der höfischen Kultur gerettet und in der gesamten ehemaligen Monarchie verbreitet wurden, sei es in Österreich, Ungarn oder Tschechien, wo der Film gedreht wurde.

Damals wie heute repräsentieren diese Süßigkeiten kurze, köstliche Momente des Lebens – ästhetische Erfahrungen in Miniaturform, selbst ein wenig verdächtig –, die dem überwältigenden Gefühl der Bedrohung und der Endlichkeit entgegenwirken, das immer hinter den Rändern der Realität lauert.

Josef Dabernig (1956, Kötschach-Mauthen, Österreich) ist ein Künstler und Filmemacher. Ursprünglich als Bildhauer ausgebildet, produziert er seit Mitte der 1990er-Jahre Kurzfilme. Sie verwenden oft die gleichen Darsteller:innen, um die kleine Magie des Alltags durch eine hochgradig konzeptuelle filmische Linse zu erkunden. Dabernigs Arbeiten wurden international in Einzelausstellungen, Gruppenausstellungen und auf Biennalen gezeigt, darunter die Manifesta 10 (2014), St. Petersburg; die Bergen Assembly (2013); die 9. Gwangju Biennale (2012); die 50. und 49. Biennale in Venedig (2003 und 2001) und die Manifesta 3 (2000), Ljubljana. Seine Arbeiten befinden sich in öffentlichen Sammlungen und werden regelmäßig auf Filmfestivals wie den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen, dem Toronto International Film Festival und den Filmfestspielen in Venedig gezeigt. Dabernig lebt in Wien.

HD-Video-Transfer eines S16-mm-Films, Stereoton, 11′48″

Regie, Buch, Schnitt und Produktion: Josef Dabernig
Produktionsassistentin Tschechien: Ivana Hrončeková
Kamera: Christian Giesser
Sound Design: Michael Palm
Besetzung (in der Reihenfolge ihres Auftretens): Štefan Kurbel, Hedwig Saxenhuber (Service), Kurt Fellinger, Georg Schöllhammer (Tisch 5), Lore Dabernig, Otto Dabernig, Isabella Hollauf (Tisch 4), Jolana Chalupová, René Chalupová, Ivana Hrončeková (Tisch 3), Markéta Lisá, Filip Cenek, Matěj Cenek, Jakub Cenek (Tisch 2), Dobroslav Chrobák, Emilie Chrobáková, Ondřej Chrobák, Jana Písaříková, Jiří Valoch (Tisch 1)
Drehort: Cukrárna Severka, Blansko
Filmentwicklung und Scan: cinegrell GmbH
Farbkorrektur: Matthias Tomasi
Mischtonmeister: Alexander Koller
Postproduktion: The Grand Post


In Auftrag gegeben und koproduziert von steirischer herbst ’22

Unterstützt vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport / Innovative Film Austria