Raed Yassin

The Theatricality of a Postponed Death (2022)
Performance

Künstlerischer Widerstand gegen alle Hindernisse, auch gegen die des Krieges, ist Gegenstand der Performance von Raed Yassin bei der Festivaleröffnung. Als bedeutende Weiterentwicklung seiner künstlerischen und musikalischen Praxis nimmt sie die Form eines Trauerzugs mit Blaskapelle an und erinnert an einen theatralen Puppenumzug, der in den 1980ern in Beirut stattfand, als im Libanon der Bürgerkrieg tobte.

Der von Regisseur Raif Karam organisierte Umzug protestierte nicht nur gegen die verheerende Kriegssituation, sondern hinterfragte auch die Beschränkungen des Theaters selbst. Eine der größeren Puppen stellte Shoushou dar, einen bekannten Schauspieler und Komiker, der sich in seiner Arbeit mit Klasse und Armut auseinandersetzte – ein in der damaligen Popkultur ungewohntes Thema, das sonst niemand behandelte.

Als der Krieg näher rückte, machte Shoushou schwere Zeiten durch und musste sein Theater schließen. Er starb einige Monate vor Ausbruch der Kämpfe. In gewisser Weise standen sein Leben und seine Person für die Einheit eines zerstörten Landes und für das Scheitern eines Künstlers, der das gewaltige Chaos, das der Krieg verursacht, nicht überwinden konnte.

Raed Yassin (1979, Beirut, Libanon) ist Künstler und Musiker. Er hat seine konzeptionelle Praxis in verschiedenen Medien wie Video und Ton, Fotografie, Text, Skulptur und Performance entwickelt. Yassins Arbeiten entstehen oft aus der Untersuchung seiner persönlichen Geschichte und ihrer Position innerhalb der kollektiven Geschichte – betrachtet durch die Brille von Konsumkultur und Massenproduktion. Er war Artist-in-Residence bei De Ateliers, Amsterdam (2008–2010), der Delfina Foundation, London (2010 und 2014), sowie der Akademie der Künste der Welt, Köln (2015), und ist Preisträger des Abraaj Group Art Prize (2012). Als Musiker ist er einer der Organisatoren des Irtijal-Festivals für experimentelle Musik in Beirut und hat mehrere Soloalben und als Mitglied von Gruppen wie dem „A“-Trio und PRAED veröffentlicht. Im Jahr 2009 gründete er das unabhängige Musiklabel Annihaya. Yassin lebt derzeit zwischen Berlin und Beirut.

22.9., 17:00

Ab Hauptplatz ins Joanneumsviertel
8010 Graz

Frei zugänglich

Darsteller:innen: Bujar Brahimi, Raoul Eisele, Fatah Farzam, Julian Gypser, Benjamin Klug, Josef Koller, Katrin Leinfellner, Lisa Loigge, Lina Marangattil, Maggie Midea, Irene Polt, Nina Rienessel, Peter Roll, Julia Spreitzer

Eddie Luís SEPTEMBER BRASS 2022
Trompete: Markus Pechmann, Klemens Kollmann
Posaune: Matyas Papp, Matthias Bernsteiner
Altsaxofon: Karton Papp
Klarinette: Miloš Milojević
Tuba: Eddie Luís
Kleine Trommel, Hi-Hat: Karlo Zulic
Große Trommel, Becken: Elmar Berger

Konzept und Regie: Raed Yassin
Text: Rana Issa
Masken: Said Baalbaki  
Musikarrangements: Tarek Yamani
Aufblasbare Puppen: Ursula Klein (schulteswien.com)


In Auftrag gegeben und produziert von steirischer herbst ’22