Gerhard Roth
Die Imker

Lesung

Es ist der Morgen des 1. April, als etwas Ungeheures geschieht: Ein gelber Nebel zieht auf, der die Menschen buchstäblich in Luft auflöst. Aber nicht alle Menschen sind verschwunden, stellt Franz Lindner fest, der Erzähler dieses alle Grenzen sprengenden Romans. Er selbst hat als Patient einer Einrichtung für psychisch beeinträchtigte Künstlerinnen und Künstler die Katastrophe überlebt – wie auch die anderen Patienten, Ärzte und Besucher. So unfasslich das Ereignis ist, so konkret muss der Alltag jetzt organisiert werden. Eine Dorfgemeinschaft aus Bienenzüchtern entwickelt sich, und Franz Lindner wird ihr Chronist. Aber die neue Welt ist keine friedliche: Gewalt, Hass und Eifersucht sind nicht verschwunden, und auch die Natur scheint sich vom Menschen befreien zu wollen. Zwei Jahre begleiten wir „die Imker“ durch eine Welt, in der Traum und Wirklichkeit nicht zu unterscheiden sind. Dann macht ein weiteres unerklärliches Ereignis der Geschichte ein überraschendes Ende.

Gerhard Roths Die Imker ist ein philosophischer Roman im Setting einer Dystopie. Er behandelt die Entstehung von Gesellschaft und das Wesen des Menschen, vor allem die Bedeutung des Unbewussten und das Rätsel des Todes. Es ist das Spätwerk eines großen Autors, der in einem parabelartigen Gedankenspiel noch einmal alle Motive seines Denkens und Schreibens versammelt.

Es lesen Barbara Frischmuth, Valerie Fritsch, Peter Stephan Jungk und Josef Winkler.

Moderation: Daniela Bartens

Gerhard Roth (1942, Graz–2022, Graz) war einer der wichtigsten österreichischen Autoren. Er veröffentlichte zahlreiche Romane, Erzählungen, Essays und Theaterstücke. Sein letzter Roman Die Imker erschien im Frühjahr 2022. Roth erhielt zahlreiche Preise – zuletzt Großer Österreichischer Staatspreis 2016, Hoffmann-von-Fallersleben-Preis 2016 –, und sein Werk wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Seit 2001 befindet sich der literarische und fotografische Vorlass, nunmehr Nachlass von Gerhard Roth im Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung der Karl-Franzens-Universität Graz.

Barbara Frischmuth (1941, Altaussee, Österreich) ist freie Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie ist Gründungsmitglied des Forum Stadtpark und schreibt Romane, Erzählungen, Hörspiele, Theaterstücke, Drehbücher, Kinder- und Gartenliteratur. Für ihr Werk erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen und Preise, zuletzt den Ehrenring des Landes Steiermark 2019. Zuletzt erschienen von ihr Dein Schatten tanzt in der Küche (2021) und Natur und die Versuche, ihr mit Sprache beizukommen (2021). Barbara Frischmuth lebt in Altaussee.

Valerie Fritsch (1989, Graz) ist Schriftstellerin, Fotografin und Mitglied der Grazer Literaturgruppe „die plattform“. Für ihr Werk wurde sie unter anderem mit dem Kelag-Preis und dem BKS-Publikumspreis beim Ingeborg-Bachmann-Preis 2015 ausgezeichnet sowie mit dem Peter-Rosegger-Literaturpreis 2015 und dem Brüder-Grimm-Preis der Stadt Hanau 2020. Zuletzt erschienen von ihr bei Suhrkamp die Romane Winters Garten (2015) und Herzklappen von Johnson & Johnson (2020).

Peter Stephan Jungk (1952, Santa Monica, USA) schreibt Romane, Essays, Drehbücher, führt Regie und übersetzt aus dem Englischen. Zuletzt erschienen von ihm die Biografie Die Dunkelkammern der Edith Tudor-Hart (2015), das Porträt Warum ich beschloss, Peter Pakesch zu mögen (2021) und die Autofiktion Marktgeflüster – Eine verborgene Heimat in Paris (2021). Er lebt in Paris.

Josef Winkler (1953, Kamering, Österreich) ist freier Schriftsteller. Er erhielt unter anderem den Franz-Nabl-Preis der Stadt Graz 2005, den Großen Österreichischer Staatspreis 2007 und den Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung 2008. Zuletzt erschienen von ihm bei Suhrkamp Lass dich heimgeigen, Vater, oder Den Tod ins Herz mir schreibe (2018), Der Stadtschreiber von Kalkutta (2019) und Begib dich auf die Reise oder Drahtzieher der Sonnenstrahlen (2020). Josef Winkler lebt in Klagenfurt.

Daniela Bartens (1962, Graz) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung der Universität Graz, wo sie unter anderem die Vor- beziehungsweise Nachlässe von Gerhard Roth, Werner Schwab, Barbara Frischmuth und Reinhard P. Gruber bearbeitet. Sie hat zahlreiche Publikationen, insbesondere zur österreichischen Gegenwartsliteratur, veröffentlicht, zuletzt als Herausgeberin (mit Martin Behr): Gerhard Roth, Venedig. Ein Spiegelbild der Menschheit (2020).

13.10., 20:00

Literaturhaus Graz
Elisabethstraße 30
8010 Graz
♿ Zugänglich für Rollstühle

Tagespass 13.10., 8/5 Euro

Kartenreservierung unter www.literaturhaus-graz.at