Nihad Nino Pušija

Sarajevo and Berlin (1996–2008)

Nihad Nino Pušijas komplexer Lebensweg ist von der erzwungenen Migration während des brutalen Bosnienkrieges geprägt, der seine Heimatstadt Sarajevo zerstörte. Pušija dokumentierte diese Vernichtung, als er als Fotojournalist für die unabhängige bosnische Tageszeitung Oslobođenje arbeitete.

Im Laufe der Jahre kehrte er immer wieder in das ehemalige Jugoslawien zurück, um die anhaltenden Auswirkungen des Krieges auf Räume und Menschen zu fotografieren, aber auch, um die immer wiederkehrenden Ursachen aufzudecken. Als Pušija nach Berlin umzog, begann er, eine andere Art von Trümmerlandschaft zu fotografieren. Eine, die nicht nur vom weiter zurückliegenden Zweiten Weltkrieg, sondern auch vom Abbau des ostdeutschen Sozialismus gezeichnet war, einschließlich des berühmten Palasts der Republik, den der Künstler kurz vor dessen Abriss besuchte.

Ein weiteres wichtiges Thema in Pušijas Werk ist das Schicksal derjenigen, die durch die Jugoslawienkriege vertrieben wurden, darunter viele Menschen mit Roma-Herkunft, die sich später als Migrant:innen in Deutschland und anderswo in Ghettos wiederfanden, gefangen in Landschaften, die nicht vom Krieg, sondern vom Konsumismus verwüstet wurden.

Nihad Nino Pušija (1965, Sarajevo, Bosnien) ist ein Kunstfotograf, der sich hauptsächlich auf Dokumentar- und Porträtfotografie konzentriert. Seit 1988 ist er freiberuflich tätig und hat verschiedene Kunstfotografieprojekte und Fotostudien in Europa und den USA realisiert. Wichtige Themen in seiner Arbeit sind die Politik der Anerkennung, Südosteuropa, Flüchtlinge, Konfliktlösung, Integration und Inklusion. Seit 1992 ist er in Berlin ansässig und realisiert Projekte in der Stadt, unter anderem für das Kulturamt Friedrichshain-Kreuzberg, die Neue Gesellschaft für bildende Kunst, das Museum Europäischer Kulturen und die Allianz Kulturstiftung.

Fotografien